Ein kritischer Bericht über La Strada 2019 von Roland Pischorn (Rollstuhlfahrer) und Martin Frauscher (Assistent).
Am La Strada-Eröffnungstag haben wir im Büro gestartet um unsere Ausweise zu holen. Dort haben wir Steffi Obrist getroffen, welche uns die Ausweise gab und meinte, im Heimatsaal wären die La Strada-Tshirts abzuholen. Beim Heimatsaal mussten wir feststellen, dass ich nicht hinaufkommen konnte, weil ca. 40 Stufen im Weg waren.
Am Samstag gingen wir zum Reininghaus um „Effetto Larsen“, eine Installation über das Sterben, zu sehen. Dort fanden wir beim Eingang 15 Stufen vor, was uns die Teilnahme erschwerte (der Künstler bot uns seine Hilfe an). Im Programm stand nicht, dass dieses Ereignis Rollstuhl-ungeeignet ist. (Foto rechts)
Am nächsten Tag sind wir zum Tummelplatz zu „Studio Cite“ gegangen. Einige der zahlreichen partizipativen Installationen waren leider nicht behindertengerecht, andere hingegen schon (siehe Foto links).
Wir besuchten noch Veranstaltungen beim Murpark (Murmuyo), Hauptplatz (Gravity), Lesliehof (Vorstellung abgesagt), Oper (FLIP Fabrique), Augarten (Murmuyo), Kameliterplatz mit Gang zu Freiheitsplatz (Cie Oposito & Decor Sonore), welche alle barrierefrei zugänglich waren.
Am 31.7. waren wir beim Planeten Party Prinzip von TAO im Volkshaus. Wir waren anfangs sehr skeptisch, ob die Teilnahme mit Rollstuhl möglich ist, da man sich durch enge Gänge bewegen musste. Die Künstler/innen und La Strada Mitarbeiter/innen haben uns sehr geholfen, wodurch die drei Stunden mit viel Spass verflogen. Ein weiterer Vorteil war, dass es im Volkshaus einen Behindertenlift in den 1. Stock gab.
Schließlich besuchten wir bei unserem letzten La-Strada-Tag die Veranstaltung „Reverse“ im Volksgarten. Hier folgte man einer 1 km langen weißen Linie quer durch den Volksgarten, die Kammersäle, querte die Annenstraße und spazierte durch ein Hotel, sowie ein Spital. Dabei war man rückwärts unterwegs. Ein Teil dieser Strecke war mit Rollstuhl nicht befahrbar, da er über Stiegen führte. Diesem konnten wir aber ausweichen und die Route an einer anderen Stelle fortführen. Ein Vorschlag um die Strecke vollständig barrierefrei zu machen, wäre für Stellen mit Stufen, eine Alternativroute einzuführen. Der Künstler war begeistert, dass wir den Parcours, trotz nicht gänzlicher Barrierefreiheit, befuhren.
Ein genereller Verbesserungsvorschlag zu einem barrierefreien Zugang der Veranstaltungen wäre einen Experten in diesem Gebiet (Rollstuhlfahrer/in) in die Vorbereitungen miteinzubeziehen. Des Weiteren wäre es gut im Programmfolder Veranstaltungen mit „barrierefrei“ oder „nicht-barrierefrei“ zu deklarieren. Dabei ist wichtig zu bedenken, dass es einen Unterschied macht ob eine Person alleine mit Rollstuhl unterwegs ist oder einen Assistenten hat.
Zum Abschluss möchten wir sagen, dass uns die Veranstaltungen im Rahmen von La Strada sehr viel Spaß gemacht haben und es eine tolle Erfahrung war, Teil des La Strada-Teams sein zu können. Aus unserer Sicht können ruhig mehr Menschen mit Behinderungen La Strada besuchen, da es ein sehr offenes Festival ist und die meisten Veranstaltungen barrierefrei waren.
